Natürliche Lichtstimmungen in der Fotografie

Die blaue Stunde am Strand von Zingst
Buhnenimpressionen Zingst, 2019 aus der Ausstellung 2020 in der RE/MAX Immobilien Galerie Tübingen

Die blaue Stunde

Die Blaue Stunde beschreibt die Zeit (die nicht wirklich einer Stunde entspricht) zwischen der Dämmerung des Sonnenuntergangs und der nächtlichen Dunkelheit sowie die Minuten vor dem Sonnenaufgang. Der Begriff „blaue Stunde“ bezieht sich auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der nächtlichen Dunkelheit, während sich die Sonne etwa 4 bis 8 Grad unterhalb des Horizontes befindet.

Die Lichtverhältnisse ändern sich in der blauen Stunde von Minute zu Minute. Die blaue Stunde dauert in unseren Breitengraden etwa 30 bis 45 Minuten. Gegenüber Aufnahmen bei absoluter Dunkelheit ist die Umgebung leicht erhellt – das Motiv bekommt noch Struktur und Zeichnung statt zu Schattenrissen zu werden wie bei reinen Nachtfotografie.Die Kontraste zwischen Hell und Dunkel werden dabei abgemildert und die Bilder weisen eine interessante Stimmung auf. Probleme mit dem Dynamikumfang zwischen hellster und dunkelster Stelle sind einfach lösbar, die Bilder wirken dadurch besonders harmonisch und ruhig.

Fotografisch gesehen ist die Blaue Stunde für mich eine der spannendsten Zeiten, aufgrund des schwindenden Lichtes werden hier (nutze ich) fast nur   Langzeitbelichtungen. Bei der Motivwahl ist mir wichtig, dass das Auge einen Orientierungspunkt findet wie beispielsweise im oberen Bild „die kleine Boje“. Gewiss manche hätten sie wegretuschiert, aber für mich erhöht es die Wirkung der Aufnahme.

Die beiden unteren Bilder sind 12minuten aus einander, die Belichtungszeit war 1.1sec bzw. 2.1sec. Orientierungspunkte für mich sind ddie beiden zentralen Bäume, sowie die beleuchteten Fenster des Hauses auf der linken Bildseite.- Wir waren hier wieder an meinem Lieblingsmotiv, dem Soiener See, zum Besuch der Passionsspiel in Oberammergau 2022.

Blaue Stunde am Soiener See I
Soiener See 2022 - Abendstimmung I, F/13, 19:24
Blaue Stunde am Soiener See II
Soiener See 2022 - Abendstimmung II, F/13, 19:36

Die goldene Stunde

Neben der „blauen Stunde“ gibt es weitere Zeiten am Tage, wo eine ganz besondere, malerische Lichtstimmung herrscht: Die sogenannte „goldene Stunde“. Die „goldene Stunde“ ist die Zeit kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang, während hingegen die „blaue Stunde“ vor bzw. nach Sonnenuntergang ist. Diese als „goldene Stunde“ bezeichnete Zeit bietet perfektes Licht, um malerische Aufnahmen zu gestalten:

  • Im Gegensatz zu anderen Tageszeiten gibt es bei der goldenen Stunde keine direkte Sonneneinstrahlung – die Strahlen fallen schräg ein und streuen das Licht. Diese weichere Art von Licht ist in der Regel sehr vorteilhaft bei Portraits. Hauttöne können bei direktem Sonnenlicht schnell auswaschen, der „goldene“ Farbton sorgt für schmeichelhafteste Hauttöne, bei denen eine Überbelichtung seltener vorkommt.

  • Auch wenn unser Motiv während der goldenen Stunde fast direkt der Sonne zugewandt ist, braucht es nicht zu blinzeln, da das Licht sehr streut. Das Licht wird auch nicht von der hellen Kleidung oder der Haut des Models abprallen oder stark reflektieren, da es so weich ist und praktisch vom Motiv aufgesogen wird. Während der goldenen Stunde steht die Sonne in einem niedrigen Winkel am Himmel. Dadurch entstehen längere Schatten und Lichtsituationen, die man gut nutzen kann. Randlicht, Gegenlicht, Seitenlicht, Silhouetten, Sonnenflecken und Streulicht – all das ist möglich, während der goldenen Stunde.

  • Das Farbtemperaturspektrum, während der goldenen Stunde, ist wärmer und enthält viele Gelb-, Orange- und Rottöne. Die Atmosphäre (wirkt wie ein Diffusor) filtert die kurzwelligeren blauen Anteile des Lichts heraus, wenn die Sonne näher am Horizont steht und hinterlässt eine Farbpalette, die wir mit Wärme assoziieren.

Goldene Stunde am Soiener See
Soiener See, 2021 - Morgenstimmung I
Goldene Stunde am Soiener See
Soiener See 2021 - Morgenstimmung II

Sowohl die Dämmerung als auch die blaue und die goldene Stunde finden morgens und abends statt. Dies bedeutet aber nicht, dass sich die Lichtverhältnisse Tag für Tag exakt wiederholen. Sie hängen nicht nur vom Sonnenstand ab, sondern zum Beispiel auch von den Witterungsbedingungen, sehr von dem gewählten Standort des Fotografen ab: Deshalb ist das richtige Timing hier sehr wichtig. Mehr als jede andere Tageszeit wird Sie die goldene Stunde unter Zeitdruck bringen. Die goldene Stunde ist ein kurzes Zeitfenster, nachdem die Sonne unter den Horizont rutscht oder nach Sonnenaufgang in ein härteres Licht übergeht. Dadurch ist es für uns Fotografen noch wichtiger im Voraus etwas zu planen. Ich muß mir eine Vorstellung davon machen, was ich fotografieren will.

Die beste Bildqualität erziele ich im RAW-Format bei niedriger ISO Zahl, vielleicht erinneren sich noch einige an den Velvia 50 von Fuji. Ohne den Einsatz eines Stativs wird es gegen Abend schwieriger, da mit geringer ISO Zahl ich nur primär über die Blende „spielen“ kann. Wenn ich ein Stativ nutze, raten manche bei längeren Belichtungszeiten (abgeschätzt über die Faustformel: 1 / (Brennweite x Cropfaktor) = (maximale) Verschlusszeit) den Bildstabilisator abzuschalten, wobei ich die subjektive Erfahrung gemacht habe, dass dies nahezu keine sichtbaren Auswirkungen auf die Bildqualität in der Landschaftsfotografie hat; wichtiger finde ich aber dass, soweit vorhanden, mit der Verzögerung der Spiegelvorauslösung + einem Fern-/Selbstauslöser gearbeitet wird, Effekte sind dann über die Langzeitbelichtung mögich.

Die Mindestverschlusszeit / -belichtungszeit sollte für eine gute Schärfe jedoch nicht unterschritten werden, außer, es ist für bestimmte Effekte bewusst gewollt. Für jede Art von Motiv gibt es in der Literatur Richtwerte um „verwacklungsfrei“ aus der Hand zu fotografieren. Neben dem Motiv muss man auch Rücksicht auf das verwendete Objektiv nehmen. Je länger die Brennweite, umso kürzer muss die Verschlusszeit gewählt werden, um scharfe Fotos freihand (also ohne Stativ) zu erhalten. Eine zusätzliche Auswirkung kann ein eventuell vorhandener Cropfaktor haben.
Hierfür gibt es eine einfache Formel: 1 / (Brenntweite x Cropfaktor) = (maximale) Verschlusszeit

Ausgehend von meinem Lieblings-Portraitobjektiv "AF-S NIKKOR 85 mm f/1.8G, also 85mm Brenntweite, und meiner Nikon D7500 APS-C-Kamera erhalte ich überschlagen folgendes Ergebnis:

  • 1 / 85 x 1.5 ~= 1/180 => d.h. eine Zeit länger als 1/180 birgt das Risiko die "Aufnahme zu verwackeln"

Meist gibt es diese Zeiten nicht exakt einzustellen, dann greife ich zur nächst kürzeren Belichtungszeit, also >= 1/200 bis 1/250.

Mit längeren Belichtungszeiten ist das Risiko unscharfer Fotos sehr hoch. Zumeist wird auch noch zur ISO-Automatik geraten um auf der sicheren Seite zu sein, für mich jedoch habe ich herausgefunden, das ich ISO-Automatik nur bei Events verwende, und auch da nur mit einer engen Vorgabe der min./max. ISO-Zahl, um die "Überraschungen" nicht zu groß werden zu lassen. - Hier ist eine ISO-Automatik hilfreich, da nur wenig Zeit sich viele Gedanken zu machen bleibt.

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Mein Name ist Marcus Wendt und ich lebe und arbeite am Rande der schwäbischen Alb. Fotografie ist meine Leidenschaft und auf dieser Seite präsentiere ich einige meiner fotografischen Arbeiten auf den nachfolgenden Seiten.
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